Ein Ort der Geschichte und der Gegenwart
Im Herzen des alten Ortskerns von Kaarst erhebt sich ein bemerkenswertes Zeugnis mittelalterlicher Baukunst: die romanische Kirche Alt St. Martin. Bereits im 11. Jahrhundert wurde das Langhaus dieser Kleinbasilika auf einem ehemaligen Gräberfeld errichtet. Eine Inschrift im südlichen Seitenschiff nennt das Jahr 1146 als Zeitpunkt des Baus.
In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kirche stetig erweitert: Mitte des 12. Jahrhunderts kam der Westturm hinzu, später die Chorapsis und die beiden Seitenschiffe. Im Liber Valoris um 1300 wird St. Martinus noch als gemeinsame Pfarrei mit Willich genannt. Doch schon damals war Kaarst auf dem Weg zur eigenen kirchlichen Identität.
Wandel durch die Jahrhunderte
Mit wachsender Bevölkerung erfuhr die Kirche im 19. Jahrhundert mehrere Umbauten: Ein größerer Chor (1832–42), ein neues Querschiff mit Taufkapelle und Sakristei (1860er Jahre) und eine Verlängerung des Chorraums (1887) prägten das Erscheinungsbild.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war absehbar, dass Alt St. Martin der wachsenden Gemeinde nicht mehr genügte. 1955/56 wurde deshalb Neu St. Martinus gebaut – eine neue Pfarrkirche für Kaarst. Am Palmsonntag 1957 zog die Gemeinde in einer feierlichen Prozession in ihr neues Gotteshaus.
Rekonstruktion und neue Bestimmung
Nach einer Zeit des Verfalls wurde 1960 beschlossen, die romanische Kirche von allen späteren An- und Umbauten zu befreien. Ziel war die Rekonstruktion des ursprünglichen Zustands aus dem 11. Jahrhundert. Die Arbeiten begannen 1963, Weihnachten 1968 wurde die restaurierte Kirche feierlich wiedereröffnet.
Heute wird Alt St. Martin wieder regelmäßig für Gottesdienste genutzt: für Taufen, Hochzeiten, Trauerfeiern, Goldhochzeiten, Jugendmessen und eine wöchentliche Messe. So erfüllt sie erneut ihre ursprüngliche Bestimmung als Haus Gottes und Ort des Gebets.
Alt und Neu – Symbol für Kaarst
Alt St. Martin ist zugleich ein Baudenkmal von hohem kulturgeschichtlichem Wert und ein lebendiger Ort des Glaubens. Die nächtliche Beleuchtung macht sie zu einem markanten Wahrzeichen der Stadt – sichtbar auch für alle, die auf der Autobahn vorbeifahren.
Wer die Kirche betritt, spürt: Hier ist Geschichte lebendig. Alt St. Martin ist ein Ort der Sammlung und des Gebets – damals wie heute.